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Die Stadt Staßfurt
Archäologische
Ausgrabungen am
Großen Markt



Während das am nördlichen Bodeufer gelegene Dorf Alt Staßfurt, inzwischen längst in die Stadt Staßfurt eingemeindet, urkundlich erstmalig im Jahre 806 genannt wird, liegen die Anfänge der südlich der Bode gelegenen Siedlung, die später ebenfalls den Namen Stadt Staßfurt bekam, vollkommen im Dunklen. Viel später wird sie in Aufzeichnungen explizit erwähnt, jedoch muss sie, verglichen mit dem Dorf Alt Staßfurt, eine bedeutendere Entwicklung erfahren haben, denn bereits 1180 wurde ihr das Stadtrecht zuerkannt. Alt Staßfurt behielt hingegen bis zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts, wo auch seine Eingemeindung in die Stadt Staßfurt erfolgte, eher dörflichen Charakter. Relativ sicher ist die frühzeitige Anlage einer Burg südlich der Bode, doch wann genau das geschah, lässt sich auch nicht konkret bestimmen. Um 806 jedenfalls muss Alt Staßfurt bedeutender gewesen sein, sonst hätte hier nicht Karl der Große eine Heeresversammlung angesetzt.
Mit dem Kali- und Steinsalzbergbau, welcher Mitte des neunzehnten Jahrhunderts einsetzte und welcher zu enormen Senkungen im Stadtgebiet südlich der Bode führte, begannen großflächige Abrissarbeiten an den stark geschädigten Häusern. Fast der gesamte, von mittelalterlichen Stadtmauern umfasste Kern wurde eingeebnet, Straßenzüge verschwanden. Dieser Zustand hielt sich viele Jahrzehnte, erst in jüngerer Zeit setzten Bauarbeiten an einigen Stellen ein. Dies ist dann die Möglichkeit, mittels archäologischer Tätigkeiten Hinweise zu den Ursprüngen der Stadt Staßfurt zu finden. Gezielte Ausgrabungen fanden in den Jahren 2018 und 2020 in Vorbereitung der Errichtung der Neubauten am Großen Markt statt.


Das linke Foto sowie die beiden folgenden Bilder zeigen die Grabungen im Jahre 2018, die im Vorfeld der Errichtung des Gebäudes, welches heute die Stadtbibliothek und das Stadtarchiv beinhaltet, stattfanden. Deutlich erkennbar sind die gewaltigen Fundamente ehemaliger Stadtbauten, die dort vor rund fünfhundert Jahren gestanden haben. Daneben wurden auch eher dörfliche Siedlungsspuren aus den Anfängen entdeckt. Ein Brunnen, der bereits in vier Metern Tiefe das Grundwasser erreicht, wurde ebenso gefunden wie Glasschmuck oder ein aufwändig aus Knochen und Bronze gefertigter, mittelalterlicher Kamm. Ebenfalls sichtbar wurden Zeugen eines größeren Brandes, diese könnten vom in der Nähe Anfang des achtzehnten Jahrhunderts ausgebrochenen, großen Stadtbrand stammen, die direkt an den Bereich anschließende Straße namens Brandhof erhielt nach dieser Katastrophe ihren Namen. Von besonderer Bedeutung ist jedoch ein Fund slawischer Keramik aus dem achten Jahrhundert.
Seit Jahrzehnten nennt der Staßfurter diesen Bereich am Großen Markt "Wendelitz", doch ursprünglich war es nur eine kleine, winkelförmige und etwa achtzig Meter lange Straße in unmittelbarer Nähe, die diesen Namen trug. Mit dem kompletten Abriss aller Gebäude übertrugen die Staßfurter diese Bezeichnung dann auf den gesamten, nun freigewordenen Platz. Schon länger wird über die Herkunft des Namens Wendelitz nachgedacht, zeugt doch gerade die Endung -itz von einem slawischen Ursprung. Die Bestimmungssilbe "Wende" muss aber auch eine slawische Bedeutung haben, denn nur die deutschsprechende Bevölkerung nannte ihre slawischen Nachbarn Wenden. Ähnlich klingende Ortsnamen, wie zum Beispiel Wandlitz (Vandelice), könnten einen Vergleich ermöglichen. Mit der nun nachgewiesenen Anwesenheit früherer slawischer Einwohner direkt in diesem Bereich ist es wahrscheinlich, dass die Stadt Staßfurt südlich der Bode auf ein ehemaliges slawisches Dorf zurückgeht, welches durch deutsche Bewohner erweitert wurde und dann ebenfalls den Namen Staßfurt erhielt. Die ursprüngliche Ortsbezeichnung Wendelitz hätte sich somit über mehr als eintausend Jahre bis in unsere Tage zumindest als Straßenbezeichnung erhalten. Die beiden anschließenden Bilder vermitteln einen Eindruck von den Ausgrabungen im Jahre 2018




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2020 erfolgten weitere Freilegungen, diesmal im Vorfeld der weiteren Bebauung des Areals mit einem Wohnhaus. Dabei handelte es sich um die Erkundung der im Boden vorhandenen Reste des ehemaligen Staßfurter Rathauses, wie auf dem linken Foto zu sehen ist. Das Rathaus bestand aus zwei Teilen, einem zu Beginn des sechzehnten Jahrhunders zunächst als Privatwohnhaus errichteten Gebäude, welches Anfang des neunzehnten Jahrhunderts von der Stadt erworben und zum Rathaus umgebaut worden ist. Dabei muss dieses Gebäude hofseitig erweitert worden sein, denn die vorhandenen Grundmauern des Kellers weisen sich unter dem eigentlichen Gebaäde sehr massiv aus, hinten anschließend sind sie weniger stark und augenscheinlich auch aus anderem Gesteinsmaterial gefertigt. Ende des neunzehnten Jahrhunderts reichte dieses Rathaus nicht mehr aus, sodass zur rechten Seite ein weiterer Anbau erfolgte. Dazu ist zunächst ein Gebäude der Johannisschule, vermutlich um 1834 entstanden, vorher abgerissen und unter Verwendung der Kellerwände darauf der Rathausanbau gesetzt worden. Die Kellerwände wiesen in Anordnung und Wandstärke ungefähr die gleichen Maße wie jene des anderen Gebäudes der Johannisschule, links vom alten Rathaus, auf, weshalb eine zeitgleiche Entstehung wahrscheinlich ist.



Dieses Bild zeigt einen Kellerraum des alten Rathauses, in dem während des Anbaus des rechten Rathausteiles eine Zentralheizung installiert wurde, selbst die Reste des verrußten Schornsteines waren noch vorhanden. Auf alten Fotos war der Schornsteinkopf genau an der Giebelwand zwischen altem und neuen Rathausteil zu sehen. Wie auf dem Foto zu erkennbar ist, verfügte dieser Raum über einen Boden aus Betonplatten. Bei genauem Betrachten ist an der Kellermauer auf der rechten Bildseite anhand der unterschiedliche Bauart, Stärke sowie der etwas rechts verlaufenden Fuge sichtbar, dass es sich um zwei aneinander gesetzte Wände, Altbau aus dem sechzehnten Jahrhundert links und späterer Anbau rechts, handelt. Viele technische Installationen, wie Wasser- und Heizungsrohre oder auch Elektrokabel kamen noch zum Vorschein. Die beiden folgenden Bilder zeigen weitere Kellerräume des rechten Anbaues. Unter dem noch vorhandenen Betonfußboden eines Raumes stießen die Archäologen in mehr als zwei Metern Tiefe auf das Skelett eines Pferdes. Es muss dort vor Jahrhunderten begraben worden sein, noch bevor an dieser Stelle Bebauung erfolgte.




Das letzte Foto zeigt den Eckbereich des Raushausanbaues. Auch hier wird sichtbar, dass die aus Bruchsteinen gebauten Grundmauern andere Maße besitzen wie die darauf gesetzten Ziegelwände. Ob es sich auch hierbei um ältere Fundamente handelt, ist nicht bekannt, wird aber vemutet. Die Archäologen haben in dem Eckraum bereits den Boden bis auf die Sohle ausgegraben. Es ist bekannt, dass die Kellerräume beider Rathausteile um 1900 aufgefüllt wurden, da durch die inzwischen in Folge des Bergbaues eingetretenen Bodenabsenkungen zur Vernässung der Keller führten. Nachdem die Archäologen ihre Arbeiten an dieser Stelle beendet hatten, wurde die Baugrube für das neue Haus bis in die Tiefe des natürlich gewachsenen Bodens ausgehoben. Dabei sind fast alle Fundamente entfernt worden, lediglich nördlich, im Eckbereich, blieb ein kleiner Rest erhalten, den man anschließend wieder zuschüttete.



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